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Mein Berufswunsch: Lehrer
Aus meinem Leben: Ausschnitte aus "Erinnerungen an meine Kindheit und Schulzeit".
Autor: Hans Thaler


   

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Schon in der Volksschule hat sich mein weiterer Bildungsweg entschieden, da die Hauptschule damals noch nicht zur Pflichtschule zählte. Einem Kind kleiner Leute wurde nur selten der Sprung in Haupt- oder Mittelschule ermöglicht, denn in der tristen Wirtschaftslage Österreichs der 30er Jahre mussten auch unbemittelte Eltern (die fanden sich nicht nur unter den sechshunderttausend Arbeitslosen) selbst für Lehrmittel, Fahrtkosten und dergleichen ohne Kinderbeihilfe aufkommen und überdies einen Schulkostenbeitrag leisten. So ist es verständlich, dass in jener Zeit Arbeiterkinder und Kinder der ländlichen Bevölkerung fast ausnahmslos ihre Schulpflicht in der Volksschule erfüllten und ihnen jeder weitere Bildungsweg verschlossen blieb. Für meine Eltern war ihre Entscheidung auf Anraten meiner Lehrer, mir den Besuch der Hauptschule zu ermöglichen, gewiss ein großes Opfer, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin. Meiner kindlichen Denkwelt blieb es zu dieser Zeit noch verschlossen, dass ganz krasse Sozialunterschiede herrschten, die über das Schicksal der Kinder entschieden. So habe ich mit einer selbstverständlichen Bestimmtheit in einem Aufsätzchen im dritten Schuljahr geschrieben, dass ich einmal Lehrer werden möchte.

Zum entscheidenden Zeitpunkt hat sich meine Wunschvorstellung noch verfestigt. Der Zufall wollte es, dass zum richtigen Zeitpunkt die soziale Lage eine entscheidende Verbesserung erfuhr und so mein Berufswunsch durch den Besuch der Lehrerbildungsanstalt verwirklicht werden konnte.
Ausschlaggebend für meine Vorstellung über den Lehrberuf waren mein konfliktloses Verhältnis zur Pflichtschule, zum Lernen im Allgemeinen und das für mich ideale Vorbild meiner Lehrer. Dazu zählten auch am Rande Einsichten und Kontakte, die ich dadurch gewann, dass ich bereits von der ersten Volksschulklasse an bevorzugter Botengänger meiner Lehrer wurde. Auf diese Weise habe ich alle Lehrkräfte der Volksschule und alle Räumlichkeiten der Schule als Überbringer von Mitteilungen, Katalogen und Schriften kennen gelernt.
Selbst die Mädchenvolksschule und die Direktionskanzlei, die kaum ein anderer Schüler betreten durfte, lernte ich gut kennen. Höflich grüßend sagte ich bei meinen Botengängen das anbefohlene Sprüchlein "Mit einer schönen Empfehlung" meines Klassenlehrers auf.

An einen kuriosen Botengang anderer Art kann ich mich besonders gut erinnern. Es war in der zweiten Klasse bei Herrn Lehrer Franz Letz, einem kleinwüchsigen, leicht buckeligen gutmütigen Herrn mittleren Alters mit feiner Brille, als ich einen ehrenvollen, aber durchaus undienstlichen Auftrag erhielt. Ich sollte einen Laib Brot beim Bäcker kaufen und der Gattin des Lehrers in die Wohnung bringen. Letzteres muss ich in meinem Diensteifer wohl überhört haben. Den Brotlaib besorgte ich wunschgemäß, aber ich überbrachte ihn dem Herrn Lehrer in das Klassenzimmer. Auf meinen peinlichen Irrtum hingewiesen, war ich sehr beschämt und flugs lief ich mit dem Brotlaib den halben Weg wieder zurück und lieferte ihn an der richtigen Adresse ab.



Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Meine ersten fünf Lebensjahre in der Steiermark

Übersiedelung nach Wolkersdorf
Vom Leben im Laintal
Erinnerungen an meine unbeschwerte Kindheit
16. September 1931: Beginn der Schulpflicht
Mein Berufswunsch: Lehrer
Unser bescheidenes Alltagsleben
24. September 1935: Der Eintritt in die Hauptschule
Umzug in den Markt Pernitz in Niederösterreich

Seine Erinnerungen an die Militärzeit finden sich unter den Zeitzeugenberichten auf www.ooezeitgeschichte.at.
Hans Thaler: Memorandum – Erinnerungen an die Militärzeit
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Hugo Wagner - Lebenserinnerungen Foto K. Freisinger 

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