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Quelle: "Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat" von P. Amand Baumgarten.
Erstdruck 1860
Aus dem Nachlass herausgegeben von Dr. Adalbert Depiny, "Heimatgaue", 7. Jg. 1926,
1. u. 2. Heft


Mettennacht / Hl. Abend (Text von Dr. Elisabeth Schiffkorn)

Mettennacht / Hl. Abend

24. Dezember
Die Mettennacht ist vor allen übrigen die Nacht, da man Verborgenes oder Zukünftiges erkundet. Tod und Heirat, Witterung und Fruchtbarkeit des angehenden Jahres, auch andere das häusliche und öffentliche Leben betreffende Dinge werden in dieser Nacht im voraus erforscht. In dem Maße, als die Mettennacht die heiligste Nacht ist, in der das Paradies gleichsam wieder gebracht wurde, indem selbst die unvernünftigen Tiere menschlich reden, die tief in der Erde ruhenden Schätze sich schimmernd aus dem Boden heben, allerlei Schutz gegen Zauber und bösen Einfluß gewonnen wird: Ebenso ist sie die Nacht, wo der Teufel, wo Hexen und Zauberer ihr Wesen am ärgsten treiben und der frevelnde Mensch mit der Hölle sich einläßt.
In der Mettennacht brennt zumeist die ganze Nacht hindurch eine geweihte Kerze, an der kein zweites Licht angezündet werden darf (Windischgarsten). In Kematen, Traunkreis, wird sie um 6 Uhr angezündet und brennt bis sechs Uhr morgens. Gemeinsam verbringen die Hausleute den Abend bis zum Mettengang.

Die Aufstellung von Weihnachtskrippen in den Kirchen braucht als ein allgemein bekannter und rein christlicher Brauch nicht weiter geschildert zu werden. An den Krippen wird auch geopfert, in Oberweißenbach im Mühlviertel Flachs.

Am Heiligen Abend gehen in Windischgarsten und Umgebung vermummte Leute herum, um Adam und Eva zu spielen. Sie haben eigene Gesänge, deren Inhalt gegenseitige Vorwürfe ob des Verlustes des Paradieses sind. Sie werden gerne aufgenommen und reichlich bewirtet.

Die geheimnisvolle Nacht ist der Zukunftsdeutung offen, daher kennt die Mettennacht allerlei derartige Volksmeinung.
Man geht während des Gebetläutens zum Brunnen, um Wasser zu holen; wer einem auf dem Wege begegnet, den heiratet man. Ein Bauer (Waldzell, Innviertel) wusch sich einst, nachdem er dies neun Tage vorher nicht getan, das Gesicht im sogenannten „Katznbachl“, worauf ihm seine Zukünftige erschien und das Handtuch reichte.
Wäscht man sich abends während des Aveläutens, ohne sich abzutrocknen, so sieht man in der Mette während der Wandlung die Ereignisse des künftigen Jahres. Üblich war hin und wieder auch das „Haselstaudenbeuteln“. Man horcht in dieser Nacht in einen siedenden Hasen, weint er, so gibt es ein trauriges Jahr.
Wenn jemand am Christabend, wenn die Leute sich zu Tische setzen, um Äpfel, Nüsse usw. zu essen, an der Wand den Schatten eines Anwesenden ohne Kopf erblickt, so weiß er, daß diese Person während des nächsten Jahres stirbt (Steinhaus). In Weißkirchen gilt dies vom Lichtanzünden.
Die Dirnen stecken am Christabend Äpfel in den Schnee. Ist der Apfel anderen Tages gefroren, so stirbt die Dirne im kommenden Jahr (Weißkirchen). Oder man schneidet, die Hände auf den Rücken gebunden, einen Apfel auseinander; trifft der Schnitt einen Kern, stirbt man oder verletzt sich doch mit Sichel oder Sense u. dgl. Es ist schon ein übliches Zeichen, wenn einem an diesen Abend beim Äpfelschälen die „Schinden“ abbricht. Andere geben auf einen Zinnteller zwölf Häuflein Salz, welche die zwölf Monate vorstellen; die, deren Häuflein über Nacht feucht werden, sind regnerisch. Mit Eierschalen, in die etwas Salz gestreut wird, tut man dasselbe, in der Grünau nimmt man hiezu zwölf „Öpfelspeidl“.

Wenn man in der Mettennacht das Vorhaus auskehrt und auf einem dreifüßigen Stuhl, der aber genau in der Mitte des Vorhauses stehen muß, ein Kerzenlicht anzündet, so kommt derjenige, den man heiratet, nimmt das Licht in die Hand und setzt sich auf den Stuhl (Alkoven).
Geht man, nachdem man den ersten Löffel genommen, abends rücklings zur Stube hinaus und ißt unter der Haustür, so heiratet man die Person, die eben vorbeigeht. Es ist aber oft auch niemand oder gar der Tod des Weges (Altmünster). Es wird dies auch vom Mittag gesagt.
Wer die Christnacht ganz durchwacht, ohne das Licht auch nur einmal auszulöschen, der hört das Jahr hindurch jeden nächtlichen Dieb. In der Mettennacht waren einst die Großmutter und das sechsjährige Enkelkind allein zu Hause. Plötzlich polterten schwere Tritte; es war, als ob jemand in Holzschuhen Wasser durch den Flur trüge. Bald darauf brannte der Nachbarhof ab, und da es an Wasser gebrach, holte man es von dorther und trug schweren Schrittes die gefüllten Eimer durchs Vorhaus (Traunviertel).
In der geheimnisvollen Nacht wird das Vieh besonders betreut. In Rainbach im Innviertel werden am Heiligen Abend die Kühe geräuchert, sodann jeder auf den Rücken mit Steinöl ein Kreuz gezeichnet. Ist das geschehen, stellt man das Rauchfaß in die Wohnstube und jede Mannsperson im Hause hält die Öffnung der Kopfbedeckung über den aufsteigenden Rauch.
Jedes Stück Rind bekommt noch vor der Mette nebst etwas Kletzenbrot, das eigens für dasselbe gebacken wird, drei Nußkerne, die aber beim Auslösen nicht im mindesten verletzt werden dürfen. Oder man gibt jedem Stück ein Laibchen Brot, eine Apfelspalte und einen Nußkern. Das Vieh wird hiedurch gegen Hexen- und Zauberkünste geschützt (Windischgarsten, Altmünster).
Diese drohen besonders in der Mettennacht, denn der Teufel nimmt in ihr allerlei Gestalten an, besonders die eines Hasen. Ihm wehrt die Weihnachtskerze. Auch die Hexen sind los und treiben ihr Unwesen. Abends nach dem Ave klopfen daher die Buben im Dreischlag an die Stall- und Haustüren, um die Hexen zu vertreiben (Prambachkirchen).

In der Nähe der Mündung des Weißenbaches in den Attersee liegt nicht weit von dem Felsen am Ufer ein Stein, dessen Form der eines Tisches ähnelt. Hier haben sich einst während der Mette die Hexen versammelt und Wahl und Reigen gehalten; er heißt darum auch Hexentisch. Nicht weit von diesem Steine zieht sich ein Berg hin, der Haiderberg, ein Hohl, von dem man dasselbe erzählt.
Man erkennt die Hexen, wenn man sich in der Mette während der Wandlung auf einen Stuhl setzt, der aus neun Arten unfruchtbaren Holzes verfertigt ist; sie gehen, das Gesicht vom Altare weggewandt, zur Sakristei hinaus. Anderswo bediente man sich hiezu eines Schemels aus neunerlei Holz, den man unter die Ampel stellte und worauf man während der Mette kniete. Man sah da die Hexen mit Mistgabeln, Sensen, Sicheln, Melk- oder Rührkübeln um den Altar gehen. Eine Art Holz gab das flache Brett, den Sitz, vier andere die Füße und die vier übrigen die „Zwickel“. Wer diesen Versuch macht, soll, um nicht von den Hexen zerkratzt oder gar getötet zu werden, etwas vor Ende der Mette aus der Kirche gehen. Auch dadurch rettet er sich vor der Rache der Hexen, daß er schnell genug in den Friedhof kommt und etwas Graberde zu sich steckt. Die Hexen aber weichen einem solchen fortan sorgfältig aus.

Besondere Bedeutung hat die Mettenzeit, die Mitternachtsstunde. Sie ist so heilig, dass Wein statt Wasser aus den Brunnen fließt und daß die Tire im Stalle reden.
Schlag zwölfe wird das Vieh in den Ställen unruhig und erhebt sich vom Lager, um gleichsam seine Freude an der Geburt des Weltheilandes auszudrücken; Pferde und Ochsen reden sogar und weissagen (Oberes Mühlviertel).
Ein Bauer, der es nicht glauben wollte, legte sich unter die Krippe seiner Ochsen. Als es Mitternacht ward, sprach der eine: „Glaubt es unser Bauer wirklich nicht, daß wir reden können?“ „Nein“, war die Antwort, „er glaubt's nicht; doch wir führen ihn ohnedies bald in den Friedhof.“ Um die Ochsen Lügen zu strafen, verkaufte sie der Bauer, und zwar zusammen um einen Gulden. Bald darauf brach die „Sucht“ aus und fraß Vieh und Leute. Auch der Bauer starb und wurde von den zwei Ochsen, die von allem Zugvieh allein noch übrig waren, zu Grabe geführt (Innviertel).

Ein Bauer, namens Griesecker, legte sich in gleicher Absicht auf den Boden über den Ochsenstall. In der Tat hörte er den einen Ochsen zu dem anderen sagen: „Du, steh' auf, morgen ziehen wir unseren Bauern ins Griesloch.“ Richtig fand man des andern Morgen den Bauern tot, und als man die Leiche auf den Wagen legte, der sie zum nächsten „Friedhof“ bringen sollte, rissen die Ochsen aus und gingen mit ihm ins Griesloch durch, einen wilden, verrufenen Platz im Böhmerwald (Oberes Mühlviertel).

Auch anderes Zukünftige verkünden Roß und Rind und ob ihnen das Futter behage oder nicht. Schon das Gestampfe bei Rossen ist vorbedeutend; je stärker sie stampfen, desto länger lebt der unter dem Barren Liegende, stampfen sie gar nicht, stirbt er bald.

Welch wunderbare Kräfte in der Mettennacht rührig sind, erkundet man auch, wenn man einen Stock mit drei Schnitten abschneidet, nur bedarf man hiezu eines Messers, in dessen Klinke neun Kreuze und neun Mondscheine eingegraben sind. Der Stock bricht nicht ab, und wäre er von einer „Hollástaudn“.

Allgemeiner Brauch ist der Kettengang, eine Fülle von Volksmeinung begleitet ihn.

Die Leute werden, wenn sie zur Mette gehen, häufig „fortgeschossen“; überhaupt knallen die ganze Nacht über häufige Schüsse.

Wenn ein Erwachsener nicht zur Mette geht, so tritt es um zwölf Uhr an sein Bett und spricht unter derben Schlägen:

„Geh in d'Mötn,
Alte Plötzn!“ 2 )
(Oberes Mühlviertel).
2) Plätte, Schiff. Ähnlich der Ausdruck: „alte Schachtel“. Schachteln hießen einst eine gewisse außer Gebrauch gekommene Art Ulmerschiffe.

Ein Neusonntagskind, das auf den Weg zur Mette dreimal rückwärts blickt, erschaut auf dem Hausgiebel alles Zukünftige, was das Jahr über geschieht.
Wer während der Mette durch neun Föhrenspäne schaut, deren Astlöcher genau übereinander passen, der sieht mancherlei verborgene Dinge.

Vor dem Mettengange schlägt man ein am Heiligen Abend gelegtes Ei in einen Topf, nach der Rückkehr sieht man in den Topf und deutet die Form, die das zerronnene Ei bildet. Einmal versuchten dieses „Eiergießen“ zwei Schwestern, die eine sah in dem Hafen Haus und Garten, die andere eine Bahre. Und in der Tat heiratete die eine und starb die andere im nächsten Jahre.

Auch wird das Ei hie und da in Wasser geschlagen, das während des Gebetläutens aus dem nächsten Bache geholt wird. Um Vorchdorf hieß es, es müsse von einer schwarzen Henne gelegt sein.

Saust zur Zeit der Mette der Most im Fasse, dann gibt es ein gutes Mostjahr. Dasselbe gilt, wenn untern Náchtn der Wind geht.

Zur Mettenzeit geschah auch das Totenschragenziehen, das seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts außer Gebrauch ist. Eine Person zieht den Totenschragen dreimal während der Mette um die Kirche, die im Friedhof stehen muß. Während des Herumziehens setzen sich eine Menge armer Seelen oder, wie andere sagen, Teufel auf den Schragen. Darum muß eine zweite Person mitgehen und sie mit einer geweihten Stola herabschlagen. Trotzdem werden es mehr und mehr, so daß der Ziehende kaum vorwärts kommt. Gelingt es ihm aber, dennoch dreimal herumzukommen, ohne ein Sterbenswörtlein zu sprechen, bekommt er von den armen Seelen einen Sack voll Geld. Entschlüpft ihm aber auch nur ein Laut, erleidet er Kratz- und Brandwunden. An ihnen ist schon mancher gestorben (Windischgarsten).

Wenn eine Dirne in der Mettennacht, zwölf Uhr, nackt in den Backofen schlüpft, reicht ihr, wenn sie im nächsten Jahr heiratet, der Zukünftige das Hemd hinein. Öfters aber stirbt sie, anstatt zu heiraten und dann hat der „Tod“ dasselbe dargereicht. Auch derjenigen, welche nach der Mette in den Backofen schaut, blickt aus ihm der künftige „Gegenteil“ entgegen.

Wer Schlag zwölfe mit einem „Störilaib“ sich auf den Düngerhaufen stellt und spricht: „Wer mir vor Gott und der Welt beschaffen ist, der komm´ und schneid´ diese Störi an“, so kommt Bräutigam oder Braut zum Anschneiden. Läuft man aber davon, fliegt einem ein Messer nach (Steinhaus).
Wer auf dem Heimweg von der Mette seinen eigenen Schatten sieht, stirbt das Jahr über nicht (Steyregg).
Wer zuerst von der Mette heimkommt, schaut durchs Fenster in die Stube; wenn das Jahr durch jemand aus dem Hause stirbt, sieht er einen Sarg und im Sarg den Toten. Jedoch kannn er auch sich selbst als Leiche sehen (Innviertel).

Überhaupt ist die Mettennacht – mehr noch als die übrigen Rauhnächte – für Leben und Tod, Witterung und Jahressegen vorbedeutsam.

Lichte Mettn,
Finstere Stadln.


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