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Allermannsfaschingstag
Faschingsdienstag
Faschingsmontag
Faschingssonntag

Alle Festtage

Quelle: "Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat" von P. Amand Baumgarten.
Erstdruck 1860
Aus dem Nachlass herausgegeben von Dr. Adalbert Depiny, "Heimatgaue", 7. Jg. 1926,
1. u. 2. Heft

Fasching

Die Faschingstage sollen noch in die stürmische Zeit fallen:

D’ Faschingskrapfn in dá Sun.
Z’ Ostern d’ Oar in dá Stubm.

Fallt am Faschingsmontag Schnee,
Rufn die Apfelbám Juchhe.

An den drei Faschingstagen soll nicht gesponnen werden. Man bekommt sonst die Krätze (Vorchdorf). Man versteckte sogar an diesen Tagen die Rocken; wer es nicht tat, der sah das Jahr über Drachen, Schlangen und sonst allerlei wildes Getier. Auch schor man das Vieh zwischen den Hörnern, so wie man einst den Opfertieren etwas Stirnhaar abschnitt, und warf die Abfälle samt dem eben im Barren befindlichen Futter vor Sonnenaufgang in ein fließendes Wasser.
Am Faschingstag soll man Störi essen, dann wird man recht stark, besonders wenn es das letzte ist, was man an dem Tage ißt. Dann hilft es einem auch gegen den Harruck. Übrigens bekommt man auch fürs ganze Jahr Stärke, wenn man auf dem Gang zur ersten Frühjahrsarbeit im Freien Störi ißt.
Am letzten Faschingstag kamen im Traunviertel die Weber zusammen und taten hohe Sprünge, damit der Flachs lang werde.
Am Faschingstag gingen auch die "Faschinggeher", gewöhnlich drei bis fünf an der Zahl. Sie trugen Spitzhüte mit grünen Bändern, hatten kurze schwarze Röcke, grün- oder schwarzwollene Kniestrümpfe und in der Hand einen "Holzspieß", einen oben mit Eisen beschlagenen Stock. Sie sangen und tanzten und bekamen rohes Rind- und Schweinefleisch, das sie an das Eisen steckten. Sprangen die Faschinggeher hoch, so galt es als Zeichen, daß der Har lang werde (Buchkirchen).
Noch im 19. Jahrhundert trugen in der Gegend von Kremsmünster und Steinerkirchen die Bauern derartige "Jodlhüat" (Spitzhüte). Diese hatten einen niederen, abgerundeten Stock und eine sehr breite Krempe, die am Rand an drei Stellen mit Bändern an dem Stock "aufgehängt", angeheftet war. Einen alten, verkrüppelten Hut, wie die Bauern ihn bei der Arbeit tragen, nennt man noch "Huetbrechtl". Auch die Redensart hört man "á windisch Hüetl", "in Huet windisch aufhabn".

In den Faschingstagen war einst im Innviertel der Schwerttanz üblich. Zu diesem "Faschingsspiel" vereinten sich meist zehn Personen, sechs Tänzer, der Hanswurst, der Harträger, der Spielmann und der Trommelschläger. Sie waren in rote Jacken gekleidet, welche weiß verbrämt waren, und hatten gelbe Hosen an. Wenn sie in ein Haus kamen, stellten sie sich in zwei Reihen auf und machten mit Hand und Fuß verschiedene Bewegungen, bis das "Marsch" erscholl, worauf sie in einem Kreis zusammenstanden und jeder sein Sprüchlein sagte. Hierauf begann das Spiel: Zuerst sprangen alle der Reihe nach über die Schwerter. Dann sprangen sie zwischen zwei Schwertern durch, welche so gehalten wurden, daß etwas freier Raum blieb. Es folgte ein Spiel, "Haspeln" genannt, sodann noch ein zweites. Während des letzten nahm der Hanswurst Reißaus, weil er zahlen sollte. Man suchte ihn aber, fing ihn und sagte:

Wurstl, du muaßt 3000 Gulden dálögn
Oda wir wern dá ‘n Kopf z‘ Füaß lögn!

Der Hanswurst rief nun die Hilfe des Bauern an, und dieser löste ihn mit einer Gabe, worauf zuweilen von neuem getanzt wurde. Um 1800 war auch in Hallstatt zur Faschingszeit der Schwerttanz noch gang und gäbe. Zwölf Männer, sechs weiß, sechs grün gekleidet, wurden je nach der Farbe in zwei Reihen aufgestellt. Neben ihnen fehlten nicht der "Narr" sowie Trommelschläger und Pfeifer. Abwechselnd trat bald ein "Weißer", bald ein "Grüner" vor, ging zwischen den Reihen auf und ab und sprach, mit dem Narren Rede wechselnd, einige Reime. War dies zu Ende, begann unter Trommel- und Pfeifenschall der Tanz mit wechselnder Gruppierung, mannigfaltigen Wendungen der Schwerter, Verschlingungen und Auflösungen.
Nach Steiner war der Schwerttanz eine künstliche Leibesübung; er wurde vorgeführt von neun Tänzern, einem oder zwei Pfeifern, einem Tambour und zwei Faschingsnarren oder Hanswursten. Sie traten mit einem Spruch auf, der lautete:

Wir treten herein ganz edel und fest
Und grüßen alle anwesenden Zuschauer aufs best,
Grüßten wir einen und den anderen nicht,
So möchten sie meinen, wir wären die rechten Schwerttänzer nicht.

Die rechten Schwerttänzer sind wir genannt,
Wir tragen das Schwert in unserer Hand,
Spielmann, mach auf den rechten Schwerttanz!

Sodann tanzten sie ein Rondo, wobei jeder die Spitze des Säbels seines Rebenmannes in Händen hielt, sprangen über die Säbel, legten sie ab und tanzten ohne sie, nahmen sie von neuem auf, bildeten den "Schnecken", aus welchem der Vortänzer und die ihm folgenden sich nach und nach herauswanden, ohne die Säbelspitzen aus den Händen zu lassen. Endlich trat ein Hanswurst in die Mitte, kniete nieder und bückte sich; alle bis auf den Vortänzer hielten ihm die Säbel auf den Rücken, der Vortänzer aber schwang sich hinauf und sprach:

Da bin ich heraufgestiegen,
Wär besser, ich wär unten geblieben,
Der Fasching ist ein vertulicher Mann,
Hat all sein Hab und Gut vertan,
Er hat vertan sein Hab und Gut
Bis auf einen alten, zerrissenen Hut.
Er reist das Land wohl auf und nieder,
Was er bekommt, versauft er wieder.
So sprang ich aus dem grünen Kranz,
Spielmann, mach auf den lustigen Schwerttanz.

Sie tanzten hierauf wieder einen Rondo, jedoch in schnellerem Tempo; ohne daß man es fast vermerkte, trat einer um den anderen seitwärts, bis nur mehr der Vortänzer und ein Nachtänzer übrig waren, welche sich noch einige Male herumdrehten. Zuletzt schlugen alle mit den Säbeln zusammen und riefen ein freudiges Vivat.
Der Schwerttanz fand nach Steiner nicht gerade jedes Jahr statt und war auch nicht unbedingt an den Fasching gebunden. Bisweilen wurde er auf Verlangen vor hohen Personen vorgeführt.

Faschings-Hochzeit und -Begräbnis. Alle drei Faschingstage wurden einst von den Faschingsnarren, an diesen Tagen vermummt herumziehenden Leuten, gehalten. Am ersten ward der Fasching gefeiert, am zweiten begraben, am dritten mit einer Laterne aufgesucht, ohne gefunden zu werden (Innviertel).
Junge Burschen, ohne Larven, aber abenteuerlich gekleidet, stellten – meist am Faschingssonntag – eine ganze Hochzeit vor, Braut und Bräutigam, Brautführer und Kranzjungfer, Prokurator, Gäste, Musikanten usw. Sie führten die Ehrentänze auf, nachdem sie schon das Hausgerät der Braut, aus lauter schlechtem Gerümpel bestehend, in das Haus des Bräutigams gebracht und die Braut feierlich abgeholt hatten (Salzkammergut). 13) Steiner, a. a. O., L. 80. Oder auch versammelten sich im Salzkammergute an einem der letzten Faschingstage die jungen Burschen, oft auch Männer, in einem Gasthause und vermummten sich daselbst, mannigfaltige Stände und Gewerbe darstellend. Vom Wirtshaus aus bewegte sich der Zug teils zu Wagen, teils beritten und zu Fuß durch Platz und Gassen. An der Spitze fuhr ein Wagen mit Spielleuten, welche hanswurstmäßig angezogen waren und ein mit einer Saite bespanntes Brett, eine Bratpfanne oder dgl. als musikalische Instrumente benützten. Es folgte nicht selten ein Wagen mit Wäscherinnen, welche nasse Tücher über die Umstehenden ausschwangen, oder ein dritter mit Dreschern, welche ihre ströhernen Flegel in Bekanntschaft mit den Köpfen der Zuschauer brachten usw. Den Schluß machte ein Schlitten oder Wagen mit einem Strohmann, dem "Fasching". Endlich stellten sich die Wagen im Kreis um den Schlitten, auf dem sich der Fasching befand, auf. Der Fasching wurde nun vom Schlitten herabgerissen, am Boden hin und her gezerrt, vom Leben zum Tode gebracht – z. B. erschossen – und eingegraben. An einigen Orten grub man ihn am Aschermittwoch wieder aus, und nachdem man ihn unter Geheul und Gewinsel eine Zeit herumgeschleppt, ward er neuerdings, aber in einen Düngerhaufen, verscharrt.
In Steyregg gehen zwei Männer unter hoch emporgehaltener Plahe, worauf ein Gaißkopf sitzt, ein dritter führt dieses Ungetüm. Mehrere Wagen enthalten allerlei possenhafte Gestalten, welche sich vermummt und nicht selten durch künstliche Kröpfe, Buckel usw. verunstaltet haben. In einem mit "Grassát", grünem Nadelgezweig, besteckten Wagen ist ein Strohmann, er hat meist einen "Dreizipf" auf und wird, wenn der Zug ans Donauufer gelangt ist, in den Fluß geworfen.

Um Freistadt pflegten die Bewohner der Dörfer vermummt in der Nachbarschaft herumzuziehen und hatten Drischeln in den Händen, an denen aber statt der Flegel Strohwülste hingen. Nachdem sie allerlei Kurzweil getrieben, stürzte einer aus dem Zuge zu Boden, als ob er tot wäre; man schaffte ihn in ein nahes Haus, brachte an seiner statt aber einen Strohmann heraus, den man forttrug und begrub.

In Grünau findet der "Fleßábál" statt. Schon einige Zeit vor dem Faschingsdienstag wird ein kleiner Floß, wie er öfters in den Wirtshausstuben zu sehen ist, wo die "Flößer" Einkehr halten, zum Tischler gebracht, der ihn ausbessert und mit bunten Bändern von Seide verziert; auch sorgt er, daß die kleinen Schnitzereien, welche "Flößer" mit Rudern vorstellen, daran nicht fehlen. Am Faschingsdienstag selbst wird der Floß vom Tischler geholt und auf einen Schlitten geladen, und zwar so, daß er von allen Seiten frei kann gesehen werden. Es ist ein Schlitten, wie ihn die Bauern zur Winterarbeit brauchen, aber rings mit "Greßlingá" umsteckt; ihre Wipfel sind‘s, an die der Floß angebunden ist. Den Schlitten ziehen zwei bis drei Paar Ochsen, als Vorspann dient ein Bock; seinen Kopf schmückt ein Kranz, die Hörner sind mit farbigen Papierstreifen umwunden, und überall an ihm flattert und weht es von Seidenbändchen und Schleifchen. Die Ochsenknechte tragen ebenfalls Hüte mit Bändern und knallen während der Fahrt unausgesetzt mit den Peitschen. Zu beiden Seiten des Wagens und hinter ihm gehen "Flötzer", mit "Trommeln" (Knütteln) versehen. Ein solcher hängt auch an dem Ende des Seiles, das am hinteren Teil des Schlittens angeknüpft ist, und mit ihm wühlt ein "Flötzer", wenn noch Schnee liegt, denselben auf, wirft ihn noch nach rechts und links usw. Gelangt das Fuhrwerk an eine Stelle, wo mehrere Zuschauer sich versammelt haben, wird angehalten und unter weithin hallendem Geschrei der Schlitten mittels der Tremel in die Höhe gehoben, gleichsam als führe der Floß auf und müßte erst wieder flott gemacht werden. Zuweilen ist auch absichtlich der eine oder andere Tremel halb durchschnitten, damit er beim Emporheben des Schlittens krachend in Stücke gehe. Auch Rufe, wie "halbö neunö" usw. erschallen, als sollte der Stand der Höhe eines Flusses angegeben werden. Hat der Schlitten das Wirtshaus erreicht, wird der Floß abgeladen, in die Stube geschafft und daselbst aufgehängt. Den Schluß macht Mahl und Tanz.

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maskierte Gruppe in Ottensheim
Beim Faschingsumzug in Ottensheim, 2007. Foto: Elisabeth Schiffkorn.

maskierte Gruppe
Faschingsumzug in Ottensheim, 2007. In zahlreichen Gemeinden finden die traditionellen Faschingsumzüge statt. Maskierte Gruppen ziehen durch die Straßen. Foto: Elisabeth Schiffkorn.

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