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Schöner, unnützer Krempel:
„Schlusspunkt der Volkskunst war vor 20 Jahren“

Autor:
Mag. Klaus Huber


   

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„Die Volkskunsttagung 1995 war ein Schlusspunkt!“ Apodiktisch verkündete Olaf Bockhorn, einer der österreichischen Volkskunst-Päpste, das bereits hinter uns liegende Ende einer jahrhundertelangen kulturellen Entwicklung. Der 1942 in Linz geborene Volkskundler hatte über „Fuhrwerke und Schlitten im Mühlviertel“ dissertiert und sich für Europäische Volkskunde habilitiert. 33 Jahre lang war er an der Universität Wien beschäftigt und veröffentlichte unzählige wissenschaftliche Aufsätze. Eine Koryphäe. Nun erstaunte er die Vertreter aller oö. Volkskulturverbände bei ihrer Jahrestagung in Stift Reichersberg mit dieser Feststellung: Die Volkskunst ist am Ende. In den letzten zwei Jahrzehnten seien keine nennenswerten neuen Arbeiten mehr entstanden.

Volkskunst ist der Inbegriff „schöner Dinge“, die nicht der „hohen Kunst“ zuzuordnen und dennoch keine Kunst für alle sind, sondern lediglich für einen Teil der Bevölkerung. Geliebter Krempel, Unnützes für den Konsumenten, begehrte Sammelobjekte für Bürgerhäuser. Doch nun gehöre Volkskunst neu definiert, denn „das Handwerk ist jetzt der eigentliche Produzent von Volkskunst“, sagt Olaf Bockhorn und nennt als Musterbeispiel die bewundernswerte Qualitätsarbeit bei Bauernmöbeln. So werde Handwerk zu Volkskunst. Ein Schlusspunkt sei 1995 nur für die traditionelle Volkskunst gewesen; neue Formen seien bereits an ihre Stelle getreten, es gebe „mehrere Volkskünste statt der einen Volkskunst“.

Begabte Menschen ohne fachliche Ausbildung schaffen Neues und ästhetisch Wertvolles. Zu ihnen zählen auch die Sprayer, deren Aktivitäten zwar rechtliche Einwände provozieren – Tatbestand: Sachbeschädigung –, denen jedoch künstlerische Qualität in vielen Fällen nicht abzusprechen sei. Der meist gesellschaftskritische Ansatz sei ihnen unbenommen. Wenn sie dennoch nur dort aktiv werden, wo die Eigentümer zugestimmt haben, schaffen Graffitikünstler „kreative Akte, die eine Stadt zum Gesamtkunstwerk machen können“, räumt Olaf Bockhorn ein. Welch große Anerkennung durch den Herrn Universitätsprofessor!

Artikel aus den OÖ. Nachrichten vom 20. August 2015, aus der Kolumne "Volkskultur" von Klaus Huber.
Foto: Graffiti ist Volkskunst; Bildautor:Volker Weihbold

Gaffiti ist Volkskunst





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OÖ. Nachrichten
vom 20. August 2015,
aus der Kolumne "Volkskultur" von Klaus Huber


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