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das KleeblattWie wurde das Kleeblatt zum Glückssymbol?
Autor: Georg Wagenleitner

Bild links: ein Blatt vom Rotklee


   

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Eine kleine Vorgeschichte dazu.
Schon 480 v. Chr. entdeckten die persischen Reiter den Klee als wertvolles Futter für ihre Kriegspferde im fruchtbaren westiranischen Hochland von "Medien". Im ersten Jahrhundert v. Chr. kam der Klee von dort nach Griechenland und erst im 16. Jahrhundert über Spanien nach England und später über Holland nach Deutschland und Österreich. Aber erst nach 1850 fand der Rotklee bei uns seine große Verbreitung. Vorher war seine Verbreitung wegen seiner Samengewinnung schwierig, weil man erst damals entdeckte, dass es wichtig war in der Umgebung der Kleefelder Bienenvölker für die Befruchtung der Kleepflanzen anzusiedeln. Ab dieser Zeit fand dann der Kleeanbau bei uns seine große Verbreitung. Die Bauern ernteten mehr und besseres Futter und konnten dadurch mehr Tiere halten. Mit der Einführung von Kleeschlägen in die Fruchtfolge ging auch eine bisher nicht gekannte gewaltige Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit einher. Auf Grund dieses Erfolges des Klees als Futterpflanze für die Tiere sowie seiner bodenverbessernden Wirkung stieg in dieser Zeit die Nachfrage nach Samen für den Kleeanbau gewaltig. So wird aus 1873 (von Wittmack, Berlin) berichtet, dass größte Vorsicht beim Bezug von Kleesamen nötig ist, weil auf Grund der großen Nachfrage eine schwunghaft betriebene Fälschung mit der Beimengung vongefärbten Sternchen zum Kleesamen betrieben wird.

Kleeblattsymbole an Höusern

Bilder oben: Alte Glücksklee-Symbole, welche um 1870 von meinem Großvater an unserem Haus angebracht wurden: Fensterumwandung / Handgriff am alten Tor zur Hofeinfahrt / die Haustüre (Foto: Wagenleitner

Doch schon viel früher vor seiner großen Verbreitung entdeckten die Bauern, wie sie damals glaubten, geheime Kräfte in der Kleepflanze. Im Ackerbau stellten sich durch den Anbau von Klee überraschend so große Erfolge ein, die man vorher nicht kannte und von denen man auch nicht wusste, wie es dazu kam. So wurde der Klee schnell zu einem Mythos und so - ausgelöst von den geheimnisvollen Erfolgen in der Landwirtschaft - vermutete man in ihm irgendwelche Zauberkräfte. Alle wollten nun teilhaben am Glück, das der Kleeanbau den Bauern brachte, und das Kleeblatt wurde zum Glückssymbol. Heute noch finden wir aus dieser Zeit das Kleeblatt in und um die Bauernhäuser, angebracht an Tür und Tor, am Mauerwerk, auf den Beschlägen der alten Wagen und noch sonst vielerorts. Weil alle nun teilhaben wollten am geheimen Zauber, den man im Kleeblatt vermutete, erhoffte man im vierblättrigen Klee, da dieser so selten zu finden war, das ganz große Glück. So ist uns der vierblättrige Klee bis heute als immer noch geschätztes, allseits bekanntes und vielfach verwendetes Glückssymbol erhalten geblieben. Doch die Erfolge, welche der Klee ursprünglich den Bauern brachte und die ihn zu dem werden ließen, dass er heute noch im Volksglauben so sehr als Glücksbringer geschätzt wird, wurden in den Jahrhunderten nicht weitervermittelt und vergessen.



Aber nicht nur im Brauchtum erlangte der Klee große Bedeutung, auch bei verschiedenen Beschwerden der Menschen erhoffte und verspürte man vom Klee sehr früh schon Hilfe. Wegen seiner vermeintlichen übernatürlichen Kräfte wurde er als Liebeszaubermittel und bei Fruchtbarkeitsriten verwendet. Er soll damals auch bei der Erkennung von Hexen geholfen haben und sollte dem, der ihn mit sich trug, Hellsichtigkeit verleihen. Wer Rotklee in Essig ansetzte und in der Wohnung versprengte, dem soll er geholfen haben, Dämone zu vertreiben.Schon Hildegard von Bingen (1098–1179) beschäftigte sich mit der Heilkraft des Klees und lobt ihn als Arznei bei "Verdunkelung der Augen" (Grauer Star?) Als altes Hausmittel wird in der Volksmedizin die Abkochung von Kleeblüten als Heilmittel gegen Durchfall, Bronchitis und Magenkatarrh verwendet. Berichtet wird auch von der blutreinigenden Wirkung von Tee aus Rotklee sowie eine Wirkung zur Nervenberuhigung, und zu einer psychischen Ausgeglichenheit wie auch zur allgemeinen Stärkung. So wurde im Vertrauen auf die Erfolge, die der Klee der Landwirtschaft brachte, in den Jahrhunderten seither Klee als Naturheilmittel bei vielen Leiden angewendet.


Was aber hat dem Klee seinen vermeintlichen geheimen Zauber gegeben, der ursprünglich den Bauern solche Erfolge brachte? Was lag da wirklich in der Frühzeit im Verborgenen, das ihn zu solchem Ansehen brachte? Woraus entstand diese geheime und früher unerklärbare Kraft im Klee, der damals als die Königin der Futterpflanzen bezeichnet wurde? Erst vor etwa 150 Jahren hat es die Forschung an den Tag gebracht. Die Kleepflanze ist in der Lage, den Stickstoff aus der Luft in ihrem umfangreichen Wurzelsystem – in den so genannten Knöllchenbakterien – zu speichern. Der in diesen Knöllchenbakterien an den Wurzeln gespeicherte Stickstoff, den die Pflanze zu ihrem Gedeihen braucht, wird dann laufend zu ihrem Wachstum abgegeben. Eine Eigenschaft des Klees, welche nur wenigen Kulturpflanzen vorbehalten ist. Dieser in den Wurzeln gespeicherte Stickstoff steht auch der Nachfrucht noch zur Verfügung, weil er durch den Regen nicht ausgewaschen werden kann. Stickstoff, den jede Pflanze für ihr Wachstum braucht, wird auf diese Weise kostenlos und auf natürlichste Art der Pflanze zur Verfügung gestellt. Zudem schließt der Klee mit seinem umfangreichen und tiefen Wurzelsystem Bodenräume auf und hinterlässt sehr viel Wurzelmasse, die wieder zu Humus wird. Mit seiner gleichmäßigen und guten Bodenbeschattung schafft der Klee auch ein besonderes Kleinklima unter seinen Blättern, das wiederum eine Förderung der Kleinlebewesen im Boden mit sich bringt.

4-H-Klub

Bild rechts:
Die große Wertschätzung des amerikanischen Hochkommissars General Keyes durch die Osten- Landjugend zeigt seine feierliche Verabschiedung im Okt. 1950 im Schloss Schönbrunn.
v. l.: Ing.Möstl OÖ. LWK. Zwei Vertreter des Österr. 4 H Klubs,
Josef Kröpfl und Poldi Winter (Wagenleitner), General Keyes, Frau Födermayr-Pfeifauf, OÖ. LWK, Bundeskanzler Dr. Leopold Figl, Landwirtschaftsminister Ö. R. Kraus





In diesem Zusammenhang ist vielleicht geschichtlich noch interessant, wie durch den Einmarsch der amerikanischen Besatzungsarmee in Österreich auf den vierblättrigen Klee eine erneute Beachtung zukam. Der amerikanische Hochkommissar für Österreich, General Keyes, gründetedamals nach amerikanischem Vorbild die Jugendorganisation "4=H=KLUB", die sich sehr rasch im Lande verbreitete. Diese Jugendorganisation, die auch heute noch nicht nur besteht, sondern sich auch als eine der größten Jugendorganisationen großer Beliebtheit erfreut, ist nach wie vor sehr aktiv tätig. Als Symbol für unseren damaligen 4 H Klub, diesen Vorläufer der heutigen Landjugend, führte General Keyes nach amerikanischem Vorbild den Glücksklee auch bei uns ein. Dieses Zeichen war auch bei uns dann viele Jahre, in denen die Bezeichnung 4 H Klub weiterbestand, dessen Symbol. Diese vier H, im vierblättrigen Klee aus den englischen Worten : heat, heart, hand, home entnommen, bedeuteten den Amerikanern die wichtigsten Leitlinien für ihre Arbeit im ländlichen Jugendwerk. Genau so sah es auch die Österreichische-Landjugend-Führung, wie sie sinngemäß diese vier H als Anfangsbuchstaben ins Deutsch übersetzte mit: Hirn, Herz, Hand, Heimat. Sie sah und sieht es heute noch genau so als ihre vornehmste Aufgabe, in dieser Richtung ihre Schwerpunkte zu tätigen. Zwar hat diese Jugendorganisation "4 H Klub" im Laufe der Jahre ihren Namen abgeändert und nennt sich heute schlicht "Landjugend". Die Ziele ihrer Arbeit sind aber vom Grundsatz her dieselben geblieben.

Wenn der Kleeanbau auch heute durch Neuzüchtungen im Pflanzenbau nicht mehr diese Bedeutung hat, wird er doch noch sehr viel als Gründecke zur Bodenverbesserung angebaut. Als Glückssymbol ist er uns aber erhalten geblieben und wird als solches geschätzt wie eh und je. Wir freuen uns, wenn uns oft noch an alten Häusern und Gebrauchsgegenständen der vierblättrige Klee begegnet. Freuen uns aber auch, dass er Jahrhunderte nach der Einführung durch die Bauern heute noch als Glückssymbol sehr geschätzt ist. So brachte die Entdeckung und Einführung dieser wertvollen Futterpflanze in den Jahrhunderten nicht nur Glück in die Bauernhäuser, sondern auch Glück und Freude in unser Brauchtum und auch sicher weiterhin vielen Menschen Hoffnung auf Freude und Glück. Diese Freude im Glück wünsche ich – wenn sie oft auch nur im Finden eines vierblättrigen Klees besteht.

Autor: Ökonomierat Georg Wagenleitner


Literatur:
"Bäuerlicher Futterbau" von W. Czerwinka 1952
Mayer Lexikon von 1890
4 H Klub Zeitung 1950
"Die Düngung", Dr. Lütke, Entrup 1971


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Geheime Kräfte der Kleepflanze
Die Heilkraft des Klees
Die Erforschung der Kleepflanze
Der Klee als Symbol
Literatur

die Kleewurzel
Bild oben: Knöllchen an Kleewurzeln (stark vergrößert). In ihrem Inneren leben Stickstoff sammelnde Bakterien (sog. Knöllchenbakterien)

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